Dieses schriftliche Interview geht auf ein Online-Gespräch mit Jasmin Rehrmbacher im Rahmen des 11. CoMons der OeGeC am 20. Dezember 2021 (gefördert von der Kulturabteilung der Stadt Wien) zurück. Jasmins Comic Kreuz wurde 2019 zu einem der schönsten Bücher Österreichs gewählt. Wir sprachen über den Prozess des Zeichnens, Mehrdeutigkeiten und das, was der österreichischen Comic-Szene fehlt.

Die Fragen stellte Elisabeth Klar.

Was macht für dich Comics als Kunstform aus und weshalb hast du dich für diese Kunstform entschieden?

Ich glaube es ist einfach das Erzählen mit Bildern, das mich so anzieht. Sicher geht es auch darum, mit dem Text eine zusätzliche Ebene reinzubringen, aber, wenn mir die Worte fehlen – oder es gibt Dinge, für die ich keine Wörter habe sondern nur Bilder – dann ist das auch okay. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum ich Comics immer schon geliebt habe: Ich muss erzählen und ich liebe es zu zeichnen. 

Wie funktioniert dein Arbeitsprozess beim Comiczeichnen und welche künstlerischen Konsequenzen hat das für dich?

Ich kann einfach nur das zeichnen, was ich im Kopf sehe. Manchmal habe ich eine Idee, die ich für eine gute Geschichte halte, also eine, die funktioniert; dann will ich anfangen, aber alles schaut verdreht aus. Wenn ich das zeichne, was ich im Kopf habe, egal ob ich glaube, dass es funktionieren wird, dann läuft es wie von selbst. Am Ende ist es dann auch eine Geschichte, so oder so. Also zeichne ich Seite nach Seite und lasse mich vor allem auf den Prozess ein, lasse viel Raum für das, was erst beim Arbeiten kommt. 

Der Comic Kreuz ist abgesehen von vielen anderen Aspekten auch deshalb sehr spannend, weil wir uns nicht immer sicher sein können, ob das, was wir sehen, Pflanze ist oder Organ, Mensch oder Tier, belebt oder unbelebt – welche Funktion hat für dich die Mehrdeutigkeit der Zeichen in diesem Comic?

Das kann ich jetzt viel besser sagen als früher. Auch weil wir schon darüber geredet haben. Früher hat es mir zwar Spaß gemacht mit dieser Mehrdeutigkeit zu spielen, ich war aber auch immer verunsichert, wie das für die Leser*innen ist – jetzt ist das anders. Ich finde diese Mehrdeutigkeit gibt der ganzen Geschichte eine Luft, die es sonst nicht gibt. Ich glaube, die Verwandlung und die Unsicherheit darüber, was jede*r gerade sieht, ist ein cooles Moment, etwas Besonderes, auf das es sich lohnt einzugehen. Also ist die Funktion vielleicht Luft zum Denken zu schaffen – für mich und die Leser*innen, aber ich bin nicht so funktionsorientiert beim Zeichnen. Also, so etwas kann ich nur im Nachhinein sagen.

Welche Comicprojekte beschäftigen dich im Moment? Planst du neue Publikationen?

Ich habe den zweiten Teil von Kreuz gezeichnet. Es fehlt nur noch ein bisschen Layoutarbeit und Korrekturlesen, dann ist es so weit. Ich arbeite auch weiter mit der Volksstimme zusammen. In dieser Zeitschrift erscheint pro Ausgabe ein ganzseitiges Panel mit dem Titel Gleichzeitig. Außerdem habe ich da noch ein weiteres Comic in Arbeit, also, ja, es wird etwas geben. 

Was wäre deiner Meinung nach hilfreich, um die österreichische Comicszene mehr zu fördern?

Hilfreich: Mensch*innen, die Comics lieben, Räume zum Reden – ohne Konsumzwang, geförderte Arbeitsräume, jede*n ansprechen, der*die sich für Comics interessiert und darüber reden, Geld für die Arbeit als Comiczeichner*in – damit der Zweitjob nicht die ganze Energie konsumieren muss, öffentliche Förderung, Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und den Medien, Durchhaltevermögen und die fixe Idee, das sich alles zeichnen lässt. 

Die aktuellen Termine unseres informellen Gesprächsformats mit Gästen aus der österreichischen Comicszene findest du unter www.oegec.com/aktuelles.